Auf Heimat warten
Seit Januar 2015 haben mehr als 130.000 Menschen in Deutschland Schutz gesucht. Es sind so viele wie seit Langem nicht mehr (Stand: Mai 2015). Insgesamt rechnet die Regierung für 2015 mit 300.000 Asylbewerbern, die vorallem aus Syrien, Serbien, Eritrea, Afghanistan, Albanien und Somalia auf langen, unmenschenwürdigen Reisen, ihren Weg nach Deutschland finden. In jedem Bundesland gibt es eine Erstaufnahmeeinrichtung. In Hessen werden zum Beispiel alle Flüchtlinge zuerst nach Gießen gebracht. Die Dauer der Unterbringung dort, soll so kurz wie möglich ausfallen. In der Regel sind die Betroffenen nicht länger als vier bis sechs Wochen in der Erstaufnahme untergebracht, bevor sie durch den Königsteiner Schlüssel Darmstadt in die Landkreise weitergeleitet werden. Dort warten sie dann den Ausgang ihres Asylverfahrens ab. Insgesamt stellten im Jahr 2012 ca. 64.539 Menschen einen Erstantrag auf Asyl. Doch fast 73 Prozent der Anträge werden abgelehnt, oft nach langwierigen Verfahren.
Auf den ersten Blick wirken all diese Zahlen befremdlich, unübersichtlich und trocken. Jedoch sollte man sich bewusst machen, dass hinter jeder Zahl ein Mensch, eine Familie, ein Leben und ein Einzelschicksal stecken.
Wie leben Menschen in unserem Land, die ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben, um eine Reise in die vermeintliche Freiheit anzutreten? Menschen, die fernab von ihrer Heimat oft einsam sind, nicht arbeiten dürfen und deren Alltag vor allem aus Warten besteht.
Warten darauf, dass etwas passiert – bekommen sie eine Arbeitserlaubnis? Können sie zur Schule gehen und Deutsch lernen? Dürfen sie bleiben, oder wird der Asylantrag abgelehnt und sie des Landes verwiesen? Ein Leben in Unsicherheit.